Das BIP war immer schon ein krudes Instrument zur Messung der Wirtschaftsleistung, egal ob sie dem Wohl der Gesellschaft nutzt oder schadet. Die Beseitigung von illegalen Giftmülldeponien trägt genauso zur Steigerung des BIP bei wie die Herstellung von Massenvernichtungswaffen, die Behandlung von chronischen Lungenerkrankungen durch Luftverschmutzung und der Wiederaufbau von durch Klimakatastrophen zerstörten Regionen (u. a das Ahrtal, Waldbrände in Brandenburg, etc.).
Die Share-Ökonomie verstärkt die Forderung nach einem Neudenken des BIP. Millionen von Nutzern verschenken Blogs, Musik, Kunst, Wissen und andere Güter und Dienstleistungen über digitale Plattformen. Nichts davon findet seinen Niederschlag im BIP, aber alles trägt zur Steigerung der Lebensqualität einer Gesellschaft bei.
Globale Institutionen wie die OECD, die Vereinten Nationen und die Europäische Union gehen dazu über, das wirtschaftliche Wohl mit verschiedenen Indizes zur Messung der Lebensqualität zu ermitteln. Dazu gehören Werte wie die Säuglingssterblichkeit, Lebenserwartung, Bildungsniveau, staatliche Dienstleistungen, Luft- und Trinkwasserqualität, Freizeit, Freiwilligenaktivitäten, die Verfügbarkeit von gemeinsamen Ressourcen und Sicherheit. Diese Werte bestimmen heute die Erwartungen jüngerer Generationen an die Lebensqualität.
Milliarden Menschen besitzen heute ein Smartphone. Dank der rapide sinkenden Fix- und Grenzkosten vernetzt sich die Menschheit heute auf einer Vielzahl von Plattformen, um zu spielen, zu arbeiten und zu kommunizieren. Diese aufkommende globale Vernetzung eröffnet neue Kommunikationskanäle, die ohne traditionelle Türsteher wie Staat oder Unternehmen auskommen. Die neuen digitalen Plattformen demokratisieren die zeitlichen und räumlichen Beziehungen und ermöglichen neue, weltumspannende wirtschaftliche, zivilgesellschaftliche und soziale Beziehungen.
Auszüge aus dem Buch „Das Zeitalter der Resilienz“ von Jeremy Rifkin