Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen dauerhaften Zugang zu sauberem Trinkwasser. Selbst in Europa und Nordamerika haben Millionen von Häusern keine Wasserleitungen.
Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen dauerhaften Zugang zu sauberem Trinkwasser. Besonders betroffen sind dabei ohnehin schon diskriminierte Gruppen, wie aus dem neuen UN-Weltwasserbericht hervorgeht. So haben Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts, Alters, sozioökonomischen Status oder ihrer ethnischen, religiösen sowie sprachlichen Identität benachteiligt sind, seltener Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen. Dem Bericht zufolge kann mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung keine sicheren Sanitäranlagen nutzen. Auch für Geflüchtete ist die Situation besonders düster: In Flüchtlingslagern sei die Wasserversorgung oftmals besorgniserregend, so die Autoren. 844 Millionen weltweit müssen mindestens eine halbe Stunde täglich für die Wasserbeschaffung aufwenden oder haben gar keinen Zugang.
Ländliche Regionen schwer benachteiligt
Stadtbewohner sind generell besser gestellt als Bewohner ländlicher Regionen. Weltweit sind in Städten 63 Prozent der Haushalte an ein Abwassersystem angeschlossen, in ländlichen Gebieten nur neun Prozent. "Die Situation hier in Deutschland ist sehr gut: Fast 100 Prozent aller Haushalte sind an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen und haben Zugang zu sicheren sanitären Anlagen", so Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission. Allerdings hätten selbst in Europa und Nordamerika 57 Millionen Menschen keine Wasserleitungen in ihren Häusern.
Lage in Afrika bleibt besonders dramatisch
Die Hälfte der Menschen weltweit mit unzureichendem Zugang zu sicherem Trinkwasser lebt dem Bericht zufolge in Afrika. Lediglich 24 Prozent der Bevölkerung in den Ländern südlich der Sahara haben demnach Zugang zu sicherem Trinkwasser. Nur 28 Prozent nutzten sanitäre Einrichtungen, die sie nicht mit anderen Haushalten teilen müssen. Unterschiede zeigten sich auch zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land. Slum-Bewohner zahlen demnach häufig zehn bis zwanzig Mal so viel für Wasser wie Bewohner von wohlhabenden Vierteln und erhalten dafür oft Wasser von schlechterer Qualität. Dabei seien Stadtbewohner meist bessergestellt als Bewohner ländlicher Regionen. Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit leben in Staaten mit sogenanntem hohen Wasserstress. In diesen Staaten werden mehr als ein Viertel der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. Jüngste Schätzungen zeigten, dass über 50 Staaten von Wasserstress betroffen sind, heißt es in dem Bericht: 31 Länder wie Mexiko und China nutzen zwischen 25 Prozent und 70 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen, weitere 22 Länder mehr als 70 Prozent. Dazu zählen Ägypten und Pakistan.
Deutschland „Mitverursacher“ von Problemen anderswo
In Deutschland werden den Angaben zufolge seit 15 Jahren weniger als 20 Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. Deutschland sei auf einem guten Weg, "doch wir sind Mitverursacher der großen Probleme in anderen Weltregionen, durch den Import etwa von Baumwolle oder Rindfleisch, deren Herstellung teils gewaltige Wasserressourcen benötigt", mahnte Burchardt.
Der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen wird jährlich von der Unesco und deren World Water Assessment Programm erstellt.
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